Alptraum
Washington D.C., London, Berlin, Los Angeles, KapstadtIm März und April 2011 ist der Deutsche Künstlerbund Gastgeber des internationalen Ausstellungsprojektes »ALPTRAUM«, dass von den Künstlern Marcus Sendlinger (Berlin) und Jay Stuckey (Los Angeles) initiiert wurde. Die Konzeption der Ausstellung basiert auf einem Modell, das sich die globale Kommunikation mit regionalen und lokalen Kunst- und Künstlerzentren zunutze macht. So entsteht ein internationaler Zusammenschluss, der über geografische und kulturelle Grenzen hinweg einen themenbezogenen Dialog führt.
Mehr als 120 Künstlerinnen und Künstler aus den verschiedensten Teilen der Welt wurden eingeladen, ihre unterschiedlichen, sehr persönlichen Alptraumversionen oder –visionen, diesen allgemein menschlichen, vielgestaltigen Zustand aus Ängsten und Phobien, Schmerz und Panik wiederzugeben. Es ist wie bei George Orwell und dem »Zimmer 101« aus seinem prophetischen Roman »1984«: Jeder von uns hat seine eigenen Vorstellungen und Erfahrungen, was einen Alptraum ausmacht. Es ist der Stoff, aus dem die Träume sind, und der die finsteren Winkel der Seele erforscht, die man entweder miteinander gemein hat oder die völlig beliebig und unzusammenhängend sind oder die innerhalb des »Alptraum-Syndroms« auch ganz individuell und spezifisch sein können. Jede Künstlerin, jeder Künstler schöpft aus ihren, seinen ureigenen persönlichen Erfahrungen, um diese Ängste, die über das alltägliche Träumen hinausweisen, visuell umzusetzen.
Die beteiligten Künstlerinnen und Künstler wurden gebeten, ausschließlich Handzeichnungen einzureichen. Der physische Kontakt und das Hinterlassen von Spuren auf der Oberfläche erinnern in diesem Kontext an Wahrsagerei aus der Kristallkugel, Écriture automatique oder das Stochern eines Feuerdeuters in der heißen Glut. Die Hand des Künstlers wird zum ektoplasmischen Medium, das die unterbewussten Gedankengänge seines Besitzers nachvollzieht. Die Vorgabe der Handzeichnung lässt scheinbar viele Kunstformen außen vor, jedoch bietet es Künstlerinnen und Künstlern die Möglichkeit, aus ihrer Kunstpraxis auszubrechen und etwas Neues oder vielleicht auch Altes zu erproben.
Die Zusammenstellung der Ausstellung kann sich von Station zu Station ändern; auch die Ausstellungsanordnung und die Deutung der Werke werden sich von Ort zu Ort verändern, während die Sammlung wie eine weltumspannende Nimbostratusformation kreuz und quer durch die Lande reist – »ALPTRAUM« ist das ausstellerische Äquivalent zu Stephen Kings »The Fog«. (Nach einer Interpretation des Projektes von Richard Priestley.)
Nach ersten Stationen bei »Transformer« in Washington D.C., »Cell Project Space« in London, dem Projektraum des Deutschen Künstlerbundes in Berlin wird das Projekt weiter zu »The Company« nach Los Angeles (Mai/Juni 2011) und »blank projects« nach Kapstadt (August 2011) reisen. Weitere Stationen im Jahr 2012 sind angedacht.
Co-kuratiert von Victoria Reis and Marissa Long, »Transformer«, Richard Priestley, »Cell Project« Space, und Jonathan Garnham, »blank projects«.