Thingness – über die Dinge
Ein Ausstellungsprojekt von Nina Nowak und Gaby PetersKuratorinnenführung am Sonntag, 30.10.2016, 16:00 Uhr
Über die Dinge – ist das nicht etwas allgemein als Ausstellungsthema? Das kann doch alles und nichts sein – so die ersten Reaktionen auf den Ausstellungstitel. Doch gerade diese Allgegenwärtigkeit, ihre Selbstverständlichkeit und Beiläufigkeit lässt uns vergessen, wie sehr die Dinge, die uns umgeben, ein Teil von uns geworden, wie ab- hängig wir von ihnen sind, wie sie uns formen und widerspiegeln, sie uns überraschen oder plötzlich befremdlich wirken, wenn wir sie nicht wie gewohnt entschlüsseln können.
Sei es der Playboy in Blindenschrift von Caroline Douglas, die eigenwilligen, selbstgebauten Unterwasserobjekte, die Emil Toldbod auf seinem Tauchgang unterstützen, die schwarze Kappe, die Nisrek Varhonja einen geschützten Raum für ihr Selbstexperiment des Auftauchens und Verschwin- dens bietet, Kaifeng Chuns ikonenhaft beleuchtete FlipFlops, Ragnhild Mays Flöten-Maschinen oder Till Nowaks virtuell aufbereitete Fahrgeschäfte, die den Betrachter vermeintlich in Übelkeit erregende Beschleunigung versetzen: Alles sind Dinge, die in irgendeiner Form den Menschen ergänzen und unterstützen – wie auch Marcel Großes Versuchsaufbau, der Momentaufnahmen zeigt, die man mit dem bloßen Auge nicht wahrnehmen könnte – oder die gar mutieren und durch ihre wachsende Selbständigkeit zur Bedrohung werden. So werden die Maschinen von Christine Overvad Hansen zu Erkundern eines kleinen Appartements. Dagegen wird bei Lea Guldditte Hestelund der Körper selbst zum zu formenden Material – und somit zum skulpturalen Objekt.
Die ausstellenden Künstler visualisieren das Potential der Dinge zur Handlungsfähigkeit und mit dieser Thematik befassen sich auch die Texte der eingeladenen Autoren: Friederike Fast, James N. Hutchinson, Clara Wörsdörfer und Julia Höner zeigen als eigenständige Positionen in der Ausstellung und in der vorliegenden Publikation unterschiedliche Perspektiven auf das Thema aus Philosophie und Kunstgeschichte auf und schaffen so weitere Blickachsen, die es dem Besucher ermöglichen, hinter die Dinge zu schauen.
Es zeigt sich, wie komplex und abwechslungsreich das Ding ist, das einem auf dem ersten Blick so selbstverständlich erscheint. Nehmen wir uns also einen Augenblick Zeit und folgen Allan McCollums Einladung: „As for me, I will disappear into the parade of things.“