Zum Tod von Katarina Veldhues

Ariane Fellbach Stein & Cornelia Rößler

Katarina Veldhues und Gottfried Schumacher sind in erster Linie bekannt für ihre ortsbezogenen Lichtprojektionen im öffentlichen Raum. Dabei werden Architektur und Landschaft zum dreidimensionalen Projektionsraum von meist zeitlich begrenzter Dauer. Dafür suchen sich beide Künstler spezielle Orte aus, die sich durch besondere Geschichten oder Eigenheiten auszeichnen. Wie so oft ist es die Zerbrechlichkeit, die Versehrtheit bzw. Unversehrtheit des Menschen, die sie dabei leitet. Vielen Orten ist gemeinsam, dass sie durch Menschen Hand geschaffen wurden und sich in einem Übergang befinden, aber im Verlauf der Zeit ihre Funktion verändert, verloren haben, bisweilen sogar ganz in Vergessenheit geraten sind.

In ihren Projektionen verbinden Katarina Veldhues und Gottfried Schumacher den gegenwärtigen Zustand mit der historischen Komponente und setzen damit einen komplexen Vorgang der Kommunikation zwischen der Arbeit und dem Betrachter in Gang, der das Potential seines Erinnerungsvermögens als eigene Kraft nutzt. Der Betrachter ist nicht nur Zuschauer, sondern wird aus seiner Perspektive Teilnehmer des Geschehens.

Einerseits wird mit Standbildern operiert, andererseits ist damit eine prozessuale Fortschreibung verbunden. So verdichtet sich mit jeder neuen Projektion die Arbeit zu einer Art kollektivem Gedächtnis. Das Medium Licht ermöglicht, dass die vorhandene Struktur der Räume unangetastet bleibt, ästhetischer Bestandteil der künstlerischen Arbeiten wird und damit auch deren Bedeutung steuert. Mensch, Tier, Architektur, Landschaft – sie alle besitzen einen Körper als Ort der Erinnerung von Funktionen, Erfahrungen, Emotionen, Manipulationen, Verdrängungen…

Katarina Veldhues und Gottfried Schumacher entfalten ihre Ideen „unter freiem Himmel“ in der offenen Landschaft, so auch zuletzt im Dezember 2022 mit der Arbeit „Unser Tanzboden ist das Wasser im Fluss“ in Boppard in der Ausstellung „outside RHEINside“. Sie zeigen eindrucksvolle überlebensgroße Lichtbilder, die sich mit dem Ufer als Projektions-KÖRPER analog verbinden.

Frauenministerium und Kulturministerium riefen 2004 in Rheinland-Pfalz bundesweit als erstes Projekt dieser Art das „Kunst Mentoring“ für bildende Künstlerinnen ins Leben. Katarina Veldhues gehört zu jenen Künstlerinnen, die sich mit ihrer Expertise als Beraterinnen von Nachwuchskünstlerinnen zur Verfügung gestellt haben. Als Mentorin von Petra Barfs, Imke Lohmann und insbesondere Cornelia Rößler hat sie diese über einen längeren Zeitraum ehrenamtlich begleitet.

„Ich erinnere mich immer gerne daran, wie ich Katarina kennenlernte und dachte, was für eine großartige Künstlerin. Sie war 2004 meine Mentorin im Kunst-Mentoring-Projekt in Rheinland-Pfalz. Ziemlich schnell beschlossen wir eine gemeinsame Ausstellung in den Mainzer Katakomben zu organisieren. In der Zeit konnte ich hautnah erleben, wie sie mit ihrem Mann Gottfried Schumacher arbeitet. Wie sehr beide auf den Raum eingehen und feinfühlig jedes Detail beachteten.

Ihre großen Licht-Projektionen zeigen meistens Archivmaterial oder eigene Fotografien. Zu jedem Werk erzählte Katarina mit großer Leidenschaft faszinierende Geschichten, über die abgebildeten Menschen oder über den Ort. Nach der Ausstellung in Mainz folgte eine nächste Ausstellung in Montabaur, wo wir den Deutsch-Französischen Austausch suchten. Auch wenn Katarina manchmal gesundheitlich etwas angeschlagen war, schaffte sie mit unbeschreiblicher Energie ihre Werke voran. Sie lebte für die Kunst. Bei einem Aufenthalt im Krankenhaus erzählte sie mir, dass sie nun ihr Krankenzimmer in ein Büro umgewandelt habe, um für die Folgeprojekte weiter arbeiten zu können. Sie war manchmal fast ein bisschen rastlos. Auch liebte sie die Vögel. Seit meinem ersten Besuch in Nusbaum, wo ich aus Höflichkeit ein Abo zum Schutz der Vögel unterschrieb, flattern heute immer noch Spendenaktionen in meinen Briefkasten.

Katarina, eine wunderbare Begegnung, deren Freundschaft mich bis zu ihrem Tod begleitet hat. Sie stand mir stets mit Rat und Tat zur Seite und unterstütze mich immer sehr gerne bei meinen Vorhaben. Ich hätte mir keine bessere Mentorin wünschen können. Ich sehe sie noch vor mir, als sie letztes Jahr über das Mentoring an unserem Online-Symposium teilnahm. Ihre letzten Worte in die Runde war der Satz von Gertrude Stein gewesen: „rose is a rose is a rose is a rose“.

Am 16. Januar 2023 ist Katarina Veldhues verstorben. Mit ihr verlieren Rheinland-Pfalz und die Kunstwelt eine außergewöhnliche Persönlichkeit mit großem Herz und besonderer Sensibilität.

Liebe Katarina, Du wirst uns sehr fehlen.
In großer Dankbarkeit und Trauer nehmen wir Abschied von ihr.