A Long and Winding Road
Ölkrise war gestern - Von Maßstäben, Resonanzen, Kampfsportarten und anderen Tricks,
Prof. Thomas Wagner, HeppenheimProf. Thomas Wagner, Heppenheim
Kritik ist situatives Denken, der Kritiker – im besten, aber seltenen – Fall ein Guerilla im Kulturkampf. Trotzdem verfährt Kritik notwendig großzügig und geht verschwenderisch mit Deutungen, Einordnungen, Anspielungen und Assoziationen um. Ist sie es nicht, so erstarrt sie in bloßem Journalismus oder wird kleinlich und bürokratisch.
Was aber bedeutet es in einer unüberschaubar gewordenen Kunstwelt, in der tagtäglich neue Künstlernamen wie Aktien gehandelt werden, wenn die Kritik die Zurschaustellung junger Überheblichkeiten oder alter Eitelkeiten mit lautem Theaterdonner zum Teufel wünscht? Wer braucht und wer betreibt Kritik? Woher nimmt sie ihre Maßstäbe? Und entscheiden nicht längst Sammlergunst, Kunstmarkt-Hausse, Publikumszuspruch, Einschaltquoten und Auflagenzahlen darüber, was gerade „angesagt“ ist? Ist die Kritik noch eine Institution? Und wenn ja, wofür ist sie zuständig? Erfüllt sie die in sie gesetzten Erwartungen? Und wie funktioniert Kritik in der Praxis überhaupt? Oder dreht sie am Ende gar doch nur die berühmten Locken auf der Glatze?